06 Mai 2020
Mai 6, 2020

Corona-Ferien?

Corona-Ferien?

Die vordergründig angenehme Seite in schwierigen Zeiten

Seit einigen Tagen besuche ich das Kinderheim An der Alten Eiche und mache Fotos und kleine Videos von den jungen Menschen, die hier leben. Warum? Durch die Kontaktsperre wegen des Coronavirus können Angehörige ihre Kinder oder Geschwister nicht besuchen. Telefonate sind manchmal gar nicht, manchmal nur eingeschränkt möglich. Das führt dazu, dass der Kontakt schmerzlich vermisst wird. Ich war gespannt, was mich erwartet und freue mich dann über die wunderbar entspannte Atmosphäre. Das fühlt sich an, als ob es Ferien wären, lange Ferien in denen man sich erholt hat und die Langsamkeit genießt. Eine neue Mitarbeiterin lernt die jungen Menschen in ihrer Gruppe kennen und zeigt mir ein wenig stolz, wie man Wohlgefühl mit einem großen Pinsel vermitteln kann. Das vorsichtige Streicheln der Haut bringt Jonas zum Schmunzeln. Dennis tanzt lieber und sie dreht sich mit ihm und seinem Rollstuhl zum Takt der Musik. In einer anderen Gruppe treffe ich auf Katharina. Sie scheint es richtig zu genießen, gefilmt zu werden, setzt sich, wechselt anmutig die Positur und genießt – wie alle anderen wohl auch – das milde Sonnenlicht. „Und?“, frage ich die Mitarbeitenden: „Sommerferien bis September?“ Naja, höre ich dann, da gibt es doch viele, die die Besuche vermissen. Die Struktur und die sozialen Kontakte in Werkstatt und Schule fehlen komplett. Es wäre schon schön, wenn bald wieder mehr Normalität eintritt. Man unterschätzt das so leicht, aber diese Dinge sind für unsere Bewohner*innen genau so wichtig. Zumindest Besuche sollen ja bald wieder möglich werden. Vielleicht ist das das Wichtigste.